Evaluierung der Ärzteausbildung: Defizite in der Qualität der Ausbildung

Verbesserungsbedarf bei der Ärzteausbildung gibt es vor allem, wenn es um die mangelnde Zeit der Ausbildner für die Vermittlung von fachspezifischen Inhalten für Jungärzte geht. Es fehlt an der Umsetzung eines strukturierten Ausbildungskonzeptes, dem nötigen Feedback und der Entlastung von Administrations- und Dokumentationsaufgaben. Das sind die wesentlichsten Ergebnisse einer im Auftrag der Bundeskurie Angestellte Ärzte der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) durchgeführten Befragung, die am Mittwoch im Zuge einer Pressekonferenz präsentiert wurden.

„Jungmediziner sollten bereits zu Beginn ihrer Ausbildung ein strukturiertes Ausbildungskonzept vorgelegt bekommen, dass ihnen Orientierung über die Abteilungsstruktur, die Ausbildungsziele und Zeitpläne, sowie die Verantwortlichkeiten und Ansprechpartner vermittelt,“ sagt Harald Mayer, ÖÄK-Vizepräsident und Obmann der Bundeskurie der angestellten Ärzte.

„Ausbildende Ärzte brauchen mehr Zeit, eine gute didaktische Kompetenz und eine angemessene Bezahlung für den Mehraufwand,“ sagt Karlheinz Kornhäusl, stellvertretender Bundeskurienobmann und Obmann der Bundessektion Turnusärzte.

Bewertung der einzelnen Ausbildungen ist durchschnittlich

Die Gesamtbewertung der Ausbildungswege zeigt, dass die fachärztliche Ausbildung mit einer Schulnote von 2,30 am besten abschneidet. Die Basisausbildung und die allgemeinärztliche Ausbildung sind mit 2,42 und 2,44 durchschnittlich bewertet. Die Zufriedenheit steigt zwar bei der allgemeinärztlichen Ausbildung kontinuierlich, dennoch gibt es keinen Grund sich zurücklehnen. Bei der Basisausbildung werden als häufigste Problembereiche viel Routineaufgaben mit wenig Lernzuwachs, wenig Feedback und hohem workload des Stammpersonals als Grund für fehlende Ausbildungskapazität genannt.

Bei der allgemeinmedizinischen Ausbildung streut die Zufriedenheit stark nach den zu absolvierenden Fachgebieten zwischen Anästhesie (1,50) und Frauenheilkunde (3,1). Bei der Bewertung der fachärztlichen Ausbildung wird der Lernerfolg zu 80 Prozent als überwiegend positiv beurteilt.

Aus der Analyse aller Ausbildungsteile ergeben sich für den Vertreter der Ärzte in Ausbildung bestimmte Faktoren, welche eine gute oder schlechte Bewertung der Ausbildung entscheiden: „Die Qualität und die Umsetzung eines strukturierten Ausbildungskonzeptes sind das Um und Auf. Darüber hinaus braucht es gute Rahmenbedingungen für den Ausbildner wie genügend Zeit-, Personal- und finanzielle Ressourcen.“

Ärztemangel und dramatische Dropout-Quote erfordern die ernsthafte Auseinandersetzung der Politik

Die neue Ausbildungsordnung trägt zu einem international wettbewerbsfähigen Ausbildungsniveau bei. Dennoch steigt die Anzahl jener Absolventen, die nie in den Arztberuf einsteigen oder kurz danach wieder aussteigen kontinuierlich. Aktuell beträgt die Gesamt-Dropout-Quote 38 Prozent.

„Es muss uns gelingen, die Ausbildung sowohl für die Träger als auch für die Ausbildner und den Arzt in Ausbildung attraktiver zu machen. Die Ausbildung junger Ärzte darf nicht als Störung des klinischen Alltags wahrgenommen werden, sondern als Antwort auf den drohenden Ärztemangel,“ sagt ÖÄK-Vizepräsident Mayer.

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