ÖH Medizin Innsbruck veröffentlicht Umfrage über Abwanderungstendenzen, Allgemeinmedizin und klinisch-praktisches Jahr

Die im Frühling 2017 durchgeführte Umfrage der ÖH Medizin Innsbruck klärt über die Bedürfnisse, Pläne und Erwartungen von Medizinstudierenden im letzten Studienabschnitt auf. Die Zusammensetzung der UmfrageteilnehmerInnen spiegelt die allgemeine Studierendenschaft der Medizinischen Universität Innsbruck wider. Überwiegend Studierende ab dem siebten Fachsemester, in welchem man sich schon ernsthafte Gedanken darüber macht, wo man sein klinisch-praktisches-Jahr absolvieren und seine spätere klinische Laufbahn antreten möchte, haben an der Umfrage teilgenommen. Die Mehrzahl ist zwischen 22 und 26 Jahre alt und etwa die Hälfte ist weiblich. Die Herkunft der Studierenden entspricht in etwa der derzeitig gültigen Quotenregelung: 62% kommen aus Österreich, 19% aus Deutschland und 16% aus Südtirol.

Viele Studierende haben noch keine Wahl bezüglich ihrer ärztlichen Laufbahn getroffen; eine überwiegende Mehrzahl sieht sich jedoch in einer Fachdisziplin, lediglich acht Prozent streben eine Karriere als AllgemeinmedizinerIn an. Vor allem mangelndes Interesse an Allgemeinmedizin, die derzeit laut Studierenden ungünstigen Arbeitsbedingungen und beschränkte medizinische Behandlungsmöglichkeiten sind für die fehlende Popularität der Allgemeinmedizin verantwortlich.

Die Arbeit am Land stellt für die TeilnehmerInnen hingegen kein Hindernis dar: So können sich fast zwei Drittel der ÖstereicherInnen vorstellen, eine Landarztstelle anzunehmen. Bei den deutschen Studierenden waren es 55,6%, bei den SüdtirolerInnen 60,9%. Vor allem der enge Kontakt zu PatientInnen ist ein ausschlaggebender Faktor.

Die weitere Entwicklung der österreichischen Gesundheitsversorgung ist von den Abwanderungstendenzen der Medizinstudierenden abhängig. Hierbei hat sich gezeigt, dass sich viele Studierende über ihren weiteren beruflichen Verlauf noch im Unklaren sind, sich aber durchaus Gedanken darüber machen, in welchen Ländern sie sich vorstellen können in Zukunft zu arbeiten. Knapp zwei Drittel der österreichischen Studierenden tendieren dazu in Österreich  zu arbeiten, der Rest sieht seine Zukunft in Deutschland oder der Schweiz. Bei den deutschen Studierenden plant die Hälfte wieder zurück in die Heimat zu kehren und etwa 30% haben vor, in Österreich zu bleiben. Auffallend ist, dass lediglich zehn Prozent der SüdtirolerInnen nach Abschluss ihrer Ausbildung vorhaben, zurück nach Italien zu gehen. Mehr als drei Viertel der SüdtirolerInnen sind sich über ihre Zukunft noch im Unklaren und daher müssen hier von Seiten der Verantwortungsträger klare Verhältnisse u.a. zur Facharztausbildung in Südtirol geschaffen werden.

Ein zweiter Schwerpunkt der Umfrage war das klinisch-praktische Jahr (KPJ) und die Beweggründe der Studierenden, ihr KPJ an den Tirol Kliniken zu absolvieren bzw. nicht zu absolvieren. Im KPJ übernehmen Medizinstudierende wichtige Routinetätigkeiten im klinischen Alltag, schaffen somit eine wesentliche Entlastung für Ärzte- und Pflegeschaft und tragen so zu einer besseren Versorgung von PatientInnen bei. Der größte Faktor für den Verbleib ist die fehlende Notwendigkeit, sich eine neue Unterkunft organisieren zu müssen, und nicht etwa das Ansehen der Ausbildung oder der Ruf bei der Bevölkerung. Der wesentliche Grund, nicht an den Tirol Kliniken in Innsbruck, Hall in Tirol und Natters zu verbleiben ist nach wie vor der Umstand, dass Studierende keine Aufwandsentschädigung in Höhe von 650 € – wie in nahezu allen anderen Bundesländern – für ihre Arbeit erhalten. Die Höhe von 650 € wird von knapp drei Viertel der TeilnehmerInnen als angemessen empfunden und mehr als die Hälfte ist von dieser zudem finanziell abhängig.

Die oben genannten Daten sind Auszüge aus der gesamten Umfrage, welche von der ÖH Medizin Innsbruck konzipiert, im Frühling 2017 durchgeführt und ausgewertet wurde. Sie schafft klare Verhältnisse über die Bedürfnisse, Pläne und Erwartungen von zukünftigen Ärztinnen und Ärzten an der Medizinischen Universität Innsbruck und unterstreicht die jahrelange Forderung der ÖH Medizin Innsbruck nach einer einheitlichen KPJ-Aufwandsentschädigung in Tirol.

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